Hatha Yoga - Ashtanga (Vinyasa) in Mysore Tradition

Hatha Yoga allgemein

 

Auch Hatha Yoga ist, wie alle anderen traditionellen Yogaansätze, eine ganzheitliche ins Leben integrierbare Philosophie, ein praktisch anwendbarer Pfad. Hatha Yoga wird (leider) oft als rein „körperlicher“ Yoga gesehen. Hatha Yoga beginnt auch mit körperlichen Vorbereitungen und -Übungen und dient so als Grundlage für den Ashtanga Pfad nach Patanjali und geht dann fließend in Yoga nach Patanjali über.

Diese körperlichen Übungen sowie weitere Schritte des Hatha Yoga sind Asanas, Kriyas (yogische Reinigungstechniken), Pranayama, Mudras, Dharana, Dhyana und Unmani (Samadhi), wie sie in den wesentlichsten alten Werken zu Hatha Yoga wie „Hatha Pradipika“, „Gheranda Samhita“, „Vashista Samhita“, „Shiva Samhita“, „Goraksha Shataka“ … überliefert sind. Eines der traditionelleren und damit wirklich fundierten und effektvollsten Hatha Yoga Ansätze ist die „Ashtanga Vinyasa Yoga“ Methode in der Mysore Tradition, auch oft nur „Ashtanga Yoga“ genannt.

Mysore-Yoga-Unterricht-Wien

Ashtanga (Vinyasa) Yoga in der Mysore Tradition

 

Die Form und Verbreitung von Ashtanga (Vinyasa) Yoga wie es heute überwiegend praktiziert wird, geht auf die lebenslangen Yogastudien und Unterricht von Tirumalai Krishnamacharya zurück. Und wird auch heute noch in dieser ursprünglichen Form im  KPJAY – Institute; vormals AYRI – Institute in Mysore, Südindien, gelehrt. Das Zentrum wurde von Sharath Jois (Rangaswami) weiter geführt. Seiner Mutter Saraswati Rangaswamy unterrichtet ebenso in ihrem eigenen Studio in Mysore (Mysuru, Indien).

 

Die Ashtanga (Vinyasa) Methode

Die Asanas oder Körperstellungen sind in dieser Tradition der Einstieg in die Yoga Praxis. Da wir in einer extrem nach außen gerichteten „körperlichen“ Welt leben und funktionieren, ist auch der Beginn von „Ashtanga Yoga“ zunächst ein Körperlicher. Diese Tradition sagt aber klar, dass dies nur der Einstieg in Yoga ist. Die körperliche Erfahrung ist nur ein Nebenprodukt und wir das ultimative Ziel – Selbsterfahrung und Erkennen unserer wahren Natur – nie aus den Augen verlieren sollen.

Es ist zunächst ein körperlicher Ansatz, der aber durch die regelmäßige Praxis rasch auch einen Effekt auf Geist und Seele zeigt. Und zu einem Erwachen eines tieferen Bewusstseins gegenüber sich selbst und der Umwelt führt. Diese Asana Praxis ist Einstieg und Fundament für die weiteren Schritte am Hatha Yoga Pfad. Es ist die Vorbereitung des Körpers für Pranayama und der Schlüssel für das Erwachen eines tieferen Verständnis und Interesse für die gesamte Yogaphilosophie und ihrer weiteren Ebenen.

Mysore Yoga Unterricht Wien

Benefits von Ashtanga (Vinyasa) Yoga in der Mysore Tradition

 

Das ultimative Ziel von Ashtanga Vinyasa Yoga ist die Selbsterfahrung, die Entdeckung und Erfahrung des wahren Selbst. Auf dem Weg dorthin hat die regelmäßige Ashtanga Yoga Praxis für den Übenden noch viele andere, extrem positive (Neben-) Effekte.

 

Für den Körper
  • Höhere Flexibilität bei gleichzeitiger Kräftigung der Muskeln. Da dehnende Übungen mit kräftefördernden Übungen gepaart werden
  • Steigerung der Kondition. Da der Körper über den gesamten Zeitraum einer Übungseinheit ohne Unterbrechung dynamisch bewegt wird
  • Förderung des gesamten Stoffwechsels, Kräftigung des Kreislaufs und des Nervensystems
  • Die Fähigkeit, auch körperlich vollkommen zu entspannen wird angeregt. Gleichzeitig wirkt die Praxis aber doch energetisierend
  • Durch Ujjayi Atmung kommt es zu einer intensiven Hitzeentwicklung im Körper. Die Schweißproduktion wird angeregt und dadurch werden Schlacken und Gifte abgebaut und der gesamte Körper innerlich gereinigt
  • Viele körperliche Beschwerden, hervorgerufen durch mangelnde Bewegung, Fehlhaltung und einseitige Belastung wie Rückenschmerzen, Nackenprobleme, Gelenksschmerzen können dauerhaft korrigiert und beseitigt werden
  • Es verändert sich nicht nur das äußere Erscheinungsbild des Körpers. Viele Asanas wirken direkt auf innere Organe. Durch Anregung von Blutzirkulation und Stoffwechsel wird die Funktionstätigkeit dieser Organe gesteigert.
Pureyoga Unterricht Yoga Wien
Für den Geist
  • Förderung von Stressabbau, geistiger Entspannung und Ausgeglichenheit
  • Verbesserung des Konzentrationsvermögens und der allgemeinen Leistungsfähigkeit
  • Abbau von mentalen Blockaden, Aufbau von Willenskraft und Steigerung der Fähigkeit, schwierigere Situationen leichter zu meistern
  • Man wird fokussierter und die Konzentration auf das Wesentliche, tatsächlich Wichtige im Leben, wird intensiviert. Ein Loslassen von alten, blockierenden Verhaltensmustern beginnt.
  • Das Bewusstsein für den Augenblick, das Hier und Jetzt wird erweckt
  • Führt zur Kontrolle über die Gedanken und deren Bewegungen bis hin zu einer vollkommenen Kanalisierung aller Gedanken in tiefer Meditation bzw. Samadhi
  • Die langjährige, regelmäßige, korrekte Praxis kann zu einer tiefen Transformation der gesamten Persönlichkeit führen. Dies eröffnet den Praktizierenden einen neuen Weg, das Leben zu genießen und wahres Glück zu verspüren.
Mysore Style Wien Horst Rinnerberger

Elemente von Ashtanga (Vinyasa) Yoga in der Mysore Tradition

 

Abfolge der Asanas

Die Asanas sind in einer festgelegten Abfolge zu üben. Jedes Asana ist betreffend Kraft und Flexibilität aufbauend mit dem nächsten abgestimmt. Daher stellen die jeweils vorherigen Asanas eine perfekte Vorbereitung für die darauffolgenden dar.
Dieser Reihenfolge ist möglichst zu folgen und es ist nur bis zu jenem Asana zu üben, das man tatsächlich noch korrekt ausführen kan. Wobei nach dem traditionellen Ansatz nach Pattabhi Jois, die Asanas an die jeweiligen Bedürfnisse und Möglichkeiten des Übenden angepasst werden. Daher übt jede/r Praktizierende, abhängig von seiner/ihrer Konstitution diese Abfolge nur bis zu einem bestimmten Asana und in einer bestimmten Sequenz, wie es ihm von der Lehrer:in vorgegeben wurde. Erst wenn die Praktiz:ierende dieses auch „meistert“, erhält sie von der Lehrer:in das nächste. So ist sichergestellt, dass die Übenden wirklich die, der Abfolge entsprechende, Verbesserung der eigenen Kraft und Flexibilität erfährt. Und sie den Körper für die weiteren, schwierigeren Asanas genügend vorbereitet um Verletzungen zu vermeiden.
Nur durch dieses schrittweise Annähern an komplexere Asanas, kommt es zu einer wirklichen Entfaltung von Körper und Geist. Es gibt sechs verschiedene Serien von Asanas, die sich durch einen ansteigenden Schwierigkeitsgrad unterscheiden. Die Asanas werden von Serie zu Serie komplexer und kombinieren mehr und mehr Flexibilität und Körperkraft in den einzelnen Übungen. Das Beherrschen der vorhergehenden Serie bringt die notwendigen Voraussetzungen an Flexibilität und Körperkraft, aber auch Konzentrationsvermögen für die nächste. Alle Asanas einer Serie sind daher sehr gut zu beherrschen, bevor man die nächste Serie beginnt. Schon die erste Serie zu meistern, kann abhängig von Alter, Einsatz, Hingabe und grundsätzlichen körperlichen Konstitution einige Jahre täglicher Übung benötigen. Nur wenige, sehr fortgeschrittene Yogapraktizierende üben derzeit die 3. oder 4. Serie, maximal eine handvoll weltweit die fünfte. Die 6. Serie wurde in den letzen Jahrzehnten wahrscheinlich nur von Sharath Jois (Rangaswamy) beherrscht.

Vinyasa

Vinyasa bedeutet Synchronisation von Bewegung und Atmung. Alle Bewegungen, die in ein oder aus einem Asana führen, werden präzise in einer vorgegebenen Reihenfolge mit der Atmung synchronisiert. So werden die einzelnen Asanas mit einer atemsynchronisierten Bewegungsabfolge miteinander verknüpft und die ganze Asanapraxis wird zu einer dynamischen Einheit verbunden.

Yoga-Pranayama-Pureyoga-Wien
Ujjayi Atmung

Die korrekte Atmung ist wesentlicher Bestandteil und Fundament der Ashtanga Yoga Praxis. Alle Bewegungen werden mit der Atmung synchronisiert (siehe Vinyasa). Die Ein – und auch die Ausatmung soll möglichst tief und gleichmäßig sein und die Länge der Einatmung soll der der Ausatmung entsprechen. In Ashtanga Yoga wird dazu eine Atemtechnik benutzt, die auf „Ujjayi Pranayama“ basiert. Dabei wird die Kontrolle über den Atemfluss durch eine leichtes Verengen der Stimmritze erreicht, dadurch entsteht ein während der gesamten Praxis leicht hörbares Geräusch im Kehlkopfbereich (= Ujjayi – Atmung). Dieser„Sound“ hilft, sich auf die Atmung zu konzentrieren und die Sinnesorgane und Bewegungen des Geistes nach Innen und auf die Praxis zu fokussieren. Es gilt der Grundsatz, dass für ein Asana niemals der ruhige, gleichmäßige Atem geopfert wird. Das heißt, ist ein Asana so schwierig, dass der Atem dadurch gestört wird, ist dieses Asana eben nicht so intensiv auszuführen bis man es auch mit ruhigem, gleichmäßigen Atem meistert. Gemäß Guruji intensiviert der lange, tiefe und gleichmäßige Atem, verbunden mit der Verengung der Stimmritze das interne Feuer und stärkt und reinigt das Nervensystem.

Bandhas

Bandha bedeutet Energieverschluss und man versteht darunter aktivierte Muskelgruppen, die Prana (Energie) während der Asana- und Pranayamapraxis im Körper frei machen und kontrolliert in die Nadis (Energiebahnen im Körper) leiten sollen. Die Aktivierung der Bandhas und die dadurch geleitete Prana geben dem Körper Energie, Leichtigkeit und Stärke während der Asana Praxis. Gemäß Guruji ist die Asana Praxis ohne der Anwendung von Mula Bandha nur von geringen Wert. Es gibt drei wesentliche Bandhas:

  • Mula Bandha
    dieser Verschluss liegt im Beckenbodenbereich bzw. Perineum. Mula Bandha wird durch leichtes Einziehen bzw. Anheben des Perineums in den Körper aktiviert. Idealerweise wird Mula Bandha während der Asana jeweils angepasst an die einzelne Übung durchgehend gehalten.
  • Uddiyana Bandha
    Ist eine sehr intensive energetische Übung. Dabei wird der Bauchbereich bzw. Nabel intensiv nach Innen und hoch „gezogen“. Diese Übung ist z.B. Teil einer yogischen Reinigungstechnik namens Nauli oder wird bei sehr fortgeschrittenen Pranayamaübungen verwendet.
    Auch bei den Ashtanga Yoga Asanas wird der Begriff „Uddyana Bandha“ öfters verwendet. Dabei wird der Bereich zwischen Schambein und Nabel leicht (abhängig von der körperlichen Intensität des Asanas) aktiviert. Dies darf nicht mit der energetischen Übung „Uddhyana Bandha“ verwechselt werden.
  • Jalandhara Bandha
    ist der Kehlverschluss, der Kopf wird nach vorne Richtung Brust gebeugt und das Kinn auf die Brust gedrückt. Mula Bandha und Uddiyana Bandha werden während der gesamten Asanapraxis aktiviert, Jalandhara Bandha wird nur bei bestimmten Asanas bzw. bei der Pranayama Praxis bei Kumbhaka (Atemanhaltung) angewendet.
 
Drishtis

Drishtis sind Blickpunkte, auf die die Augen während der Asanapraxis fixiert werden. So werden die Augen ruhig und fokussiert, der Blick schweift nicht herum und der Praktizierende wird nicht abgelenkt. Die Gedanken werden auf die Praxis zentriert und nach innen gerichtet. Jedes Asana hat ein bestimmtes Drishti.

 

Hier geht es zu einem sehr schönen Artikel geschrieben von Alex Medin über das Ashtanga Yoga Research Institute und die Ashtanga Methode (Mysore Style)